Symbolbild Auszahlungsmatrix

Spieltheorie und zelluläre Dynamik

Symbolbild Auszahlungsmatrix
Foto: Jan-Peter Kasper (Universität Jena)
  1. Schuster, Stefan, Univ.-Prof. Dr. Professur für Bioinformatik
  2. Chakraborty, Suman Professur für Bioinformatik

    Raum 3427
    Ernst-Abbe-Platz 1-2
    07743 Jena

    Suman Chakraborty
    Foto: Suman Chakraborty
  3. Dwivedi, Shalu Professur für Bioinformatik

    Raum 3422A
    Ernst-Abbe-Platz 1-2
    07743 Jena

    Shalu Dwivedi
    Foto: Suman Chakraborty
  4. Türpitz, Sonja Professur für Bioinformatik
    Sonja Türpitz
    Foto: Nico Anders
  5. Malycheva, Tatjana Professur für Bioinformatik
    Tatjana Malycheva
    Foto: Fotostudio Müller

Mathematische Modellierung von Host-Pathogen-Interaktionen

  • Projektbeschreibung

    Die polymorphe Hefe Candida albicans und der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus sind die wichtigsten lebensbedrohlichen humanpathogenen Pilze. Beide Pilze haben mehrere Strategien entwickelt, um das menschliche Immunsystem anzugreifen und zu umgehen. Mit evolutionärer Spieltheorie und dynamischer Optimierung analysieren wir die Interaktionen zwischen diesen Pilzen und dem menschlichen Immunsystem. Dazu untersuchen wir beispielsweise Payoff-Matrizen im Hinblick auf aggressive Strategien und friedlicher Koexistenz. In einem weiteren Ansatz nutzen wir ein dynamisches Populationsmodell, um die Charakteristika einer optimalen Immunantwort während einer Pilzinfektion zu verstehen.

  • Ausgewählte Literatur
    • J. Ewald, P. Sieber, R. Garde, S.N. Lang, S. Schuster, B. Ibrahim
      Trends in mathematical modeling of host-pathogen interactions
      Cell. Mol. Life Sci., 77 (2020) 467–480
    • S. Dühring, J. Ewald, S. Germerodt, C. Kaleta, T. Dandekar and S. Schuster
      Modelling the host–pathogen interactions of macrophages and Candida albicans using Game Theory and dynamic optimization
      Journal of The Royal Society Interface 14 (132), 2017, 20170095K.
    • Czakai, M. Dittrich, M. Kaltdorf, T. Müller, S. Krappmann, A. Schedler, M. Bonin, S. Dühring, S. Schuster, C. Speth, G. Rambach, H. Einsele, T. Dandekar, J. Löffler
      Influence of platelet-rich plasma on the immune response of human monocyte-derived dendritic cells and macrophages simulated with Aspergillus fumigatus
      International Journal of Medical Microbiology 307 (2), 2017, 95–107
    • S. Dühring, S. Germerodt, C. Skerka, P. F. Zipfel, T. Dandekar, S. Schuster
      Host-pathogen interactions between the human innate immune system and Candida albicans - Understanding and modeling defense and evasion strategies
      Frontiers in Microbiology 6 (625), 2015, https://doi.org/10.3389/fmicb.2015.00625Externer Link
  • Finanzierung

    DFG Collaborative Research Center / Transregio 124 "FungiNet"

Bioinformatische Analyse von molekularem Mimikry in pathogenen Pilzen

  • Projektbeschreibung

    Mehrere pathogene Ascomyceten wie Candida albicans sowie einige pathogene Zygomyceten zeigen ein interessantes Phänomen, das als irreführende Signalgebung oder als molekulares Mimikry betrachtet werden kann. Zum Beispiel bindet C. albicans menschliche Regulatoren wie den Komplementfaktor H und versteckt sich somit vom Immunsystem durch Tarnung. Dieser Ausweichmechanismus ist von hoher medizinischer Relevanz weil er lebensbedrohliche Pilzinfektionen fördern kann und bei Überreaktionen zu Autoimmunkrankheiten führen kann. Das Gleichgewicht zwischen Immunität und Autoimmunität zu erhalten stellt ein komplexes immunologisches Entscheidungsproblem dar. Das Immunsystem sollte sowohl die Anzahl der falsch negativen minimieren, d.h. die Krankheitserreger, die nicht als solche erkannt werden, als auch die Anzahl der falsch positiven, d.h. der eigenen Zellen, die fälschlicherweise angegriffen werden. Dies scheint ein bikriterielles Problem zu sein, in dem ein (optimaler) Kompromiss gefunden werden muss.

  • Ausgewählte Literatur
    • S. N. Lang, S. Germerodt, C. Glock, C. Skerka, P. F. Zipfel, S. Schuster
      Molecular crypsis by pathogenic fungi using human factor H - A numerical model
      PLOS One 14, 2019, e0212187
    • S. Hummert, C. Glock, S. N. Lang, C. Hummert, C. Skerka, P.F. Zipfel, S. Germerodt, S. Schuster
      Playing hide-and-seek with factor H: Game-theoretical analysis of a single nucleotide polymorphism
      J. Royal Soc. Interface 15, 2018, 20170963
    • S. Pande, F. Kaftan, S. Lang, A. Svatos, S. Germerodt, C. Kost
      Privatization of cooperative benefits stabilizes mutualistic cross-feeding interactions in spatially structured environments
      ISME Journal 10, 2016, 1413-1423
  • Finanzierung

    Jena School for Microbial Communication (JSMC)

Abwehr und Gegenabwehr

  • Projektbeschreibung

    Viele Interaktionen in der Natur beinhalten Abwehrmechanismen. Um diese Mechanismen zu umgehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Gegenabwehr. Beispielsweise produzieren manche Pilze und Streptomyceten Beta-Lactam-Antibiotika und viele Bakterienarten bilden im Gegenzug Beta-Lactamasen, die den Beta-Lactam-Ring öffnen.

    Ein anderes Beispiel findet man in Pflanzen der Familie Brassicaceen. Diese verteidigen sich mit Glucosinolaten (GLS). Die gespeicherten GLS sind zunächst nicht toxisch, sondern werden durch Myrosinasen der Pflanzen in Isothiocyanate umgewandelt, sobald das Pflanzengewebe beschädigt wird (etwa durch Herbivorie). Spezialisierte Herbivoren der Brassicaceen haben in der Evolution spezifische Gegenabwehrmechanismen herausgebildet. Einige davon hemmen die Myrosinaseen, während andere die Hydrolyse in eine andere Richtung lenken, um weniger toxische Produkte zu bilden (z.B. Nitrile).

    Aber alles hat seinen Preis – da die Gegenabwehr metabolische Kosten erfordert, erhebt sich die Frage, ob sie immer vorteilhaft ist. Außerdem ist nicht klar, warum spezialisierte Herbivoren toxische Pflanzen bevorzugen, obwohl sie dadurch in die Detoxifizierung investieren müssen.

    Wir nutzen Methoden der Spieltheorie, Modellierung mit Differentialgleichungen und dynamische Optimierung, um solche Phänomene zu beschreiben und zu erklären.

  • Literatur
    • S. Schuster, J. Ewald, T. Dandekar, S. Dühring
      Optimizing defence, counter-defence and counter-counter defence in parasitic and trophic interactions - A modelling study
      arXiv:1907.04820, 2019,
  • Finanzierung

     International Max Planck Research School (IMPRS)

Agentenbasierte  Modellierung mikrobieller Interaktionen

  • Projektbeschreibung

    Die Modellierung mikrobieller Interaktionen in komplexen räumlichen Umgebungen stellt gleichungsbasierte Modellierungsversuche häufig vor Herausforderungen. Deshalb versuchen wir stattdessen, über die Verwendung agentenbasierter Modellierung Einsichten in solche Systeme zu generieren. Dabei kollaborieren wir eng mit experimentellen Gruppen, um mit einem Wechselspiel aus Experiment und Simulation die relevanten Aspekte der zugrunde liegenden mikrobiellen Interaktionen zu identifizieren. In einer Kollaboration untersuchen wir beispielsweise Zyklen bei der Eisenrespiration durch die Bakterien Sideroxydans und Shewanella. Schlüsselfragen in diesem Kontext sind die Identifizierung optimaler Strategien der Bakterien in Hinblick auf den Durchsatz im Eisenzyklus und eine Bewertung des Einflusses von Umweltbedingungen, wie etwa der Sauerstoffkonzentration.

  • Ausgewählte Literatur

    S. Germerodt, K. Bohl, A. Lück, S. Pande, A. Schröter, C. Kaleta, S. Schuster, C. Kost: Pervasive Selection for Cooperative Cross-Feeding in Bacterial Communities, PLOS Computational Biology 12 (2016) e1004986

    C. Tokarski, S. Hummert, F. Mech, M.T. Figge, S. Germerodt, A. Schroeter, S. Schuster: Agent-based modeling approach of immune defense against spores of opportunistic human pathogenic fungi, Frontiers in Microbial Immunology 3 (2012) 129

  • Finanzierung

    Collaborative Research Center 1127 - Chemical mediators in complex biosystems (ChemBioSys)

Oszillationen in Biofilmen

  • Projektbeschreibung

    Biofilme sind ein hervorragendes Beispiel für die ökologische Interaktion zwischen Bakterien. Oszillationen in Biofilmen sind ein aufkommendes Thema. Auf molekularer Ebene sind diese Oszillationen auf den Metabolitenaustausch zwischen peripheren und inneren Zellen zurückzuführen. Wir sind daran interessiert, die Dynamik dieser Oszillationen durch mathematische Modellierung und Vergleiche mit verschiedenen wohlbekannten Oszillatoren wie den von Goodwin beschriebenen zu untersuchen.

  • Literatur
    • R. Garde, J. Ewald, A.T. Kovacs, S. Schuster
      Modelling population dynamics in a unicellular social organism community using a minimal model and evolutionary game theory
      Open Biology 10 (11), 2020, 200206
    • R. Garde, B. Ibrahim, S. Schuster
      Extending the minimal model of metabolic oscillations in Bacillus subtilis biofilms
      Scientific Reports 10, 2020, 5579
    • R.Garde, B.Ibrahim, Á.T.Kovács, S.Schuster
      Differential equation-based minimal model describing metabolic oscillations in Bacillus subtilis biofilms
      Royal Society Open Science 7, 2020, 190810
  • Finanzierung

     International Max Planck Research School (IMPRS)